Blutbad aus der undichten Stelle WikiLeaks

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„Wikileaks, die globale Plattforn für „Whistleblower“, auf der interne Dokumente veröffentlicht werden können, meldete sich am Ostermontag mit einem weltweiten Paukenschlag zurück. Ca. 3 Monate hatte ein Team von Kryptologen an der Entschlüsselung eines brisanten Irak-Video gearbeitet, auf dem zu sehen ist, wie US-Soldaten auf Zivilisten schießen. Das vor etwa 3 Jahren u.A. von Menschenrechtsaktivisten gegründete Portal „nimmt sich die publizistisch schwierigsten Fälle vor“. Mit Hilfe von „Leaks“ (engl., Leck, Loch, undichte Stelle) soll aus „Herrschaftswissen Allgemeingut und die Welt damit ein Stück besser werden“.

Wie „n-tv“ bereits am 24. März unter dem Titel „Angst vor Massaker-Video: CIA jagt Wikileaks“ berichtete, versucht die CIA offenbar, das für den 5. April zur Veröffentlichung  auf der Whistleblower-Plattform Wikileaks angekündigte Video zu verhindern. „Erst kürzlich wurde bekannt“, so n-tv in dem Bericht, „dass sich die Spionageabwehr der USA bereits seit zwei Jahren mit Wikileaks beschäftigt und eine Strategie zu dessen Bekämpfung verfolgt“. Die Strategie  ging nicht auf , und obwohl  US-Behörden den Vorfall offenbar zu vertuschen versuchten, konnte ab diesen Montag alle Welt den Angriff eines US-Kampfhubschraubers auf  Zivilisten mitverfolgen. (Link zur „Wikileaks“-Seite Collateral Murder“ mit dem Video der Kurz- wie auch Langfassung des Angriffs)

Bei dem Angriff kamen mehrere Zivilisten ums Leben, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Weitere Zivilisten wurden verletzt, auch zwei damals vier und zehn Jahre alte Kinder. Zusätzlich sorgten auch die Äußerungen der beteiligten Piloten für Empörung.

Auszug aus der Abschrift des 38-minütigen Funkverkehrs der Piloten:
„Komm schon, lass uns schießen“ „Haha, ich hab ihn erwischt“„Schau dir diese toten Bastarde an.“„Verstanden, ich habe hier, äh, ein kleines verwundetes Kind„Gut, es ist ihre Schuld das sie ihre Kinder mit in den Kampf bringen
(Link zum Download der deutschen Übersetzung)

Was treibt die Macher von „Wikileaks“ an?

[media id=18 width=425 height=344] (Wer „WikiLeaks“ sagt, lebt gefährlich – Parodi auf „WikiLeaks“)

Neben dem australischen Journalisten Julian Assange ist der Deutsche Daniel Schmitt (natürlich falsch) der einzige Verantwortliche der Seite, der öffentlich in Erscheinung tritt. „Guli.com“ führte mit ihm im Herbst 2009 ein Interview.

„Es geht uns aber vor allem und viel globaler um das Konzept der Freiheit von Informationen. Denn nur diese erlaubt uns das Aufdecken und die Korrektur von Missbrauch in der Gesellschaft. Eine Zensur, für welchen Zweck auch immer, steht dem genau gegenüber. Eine freie Kommunikation ist nur so lange frei, solange niemand definiert, was frei ist.

WikiLeaks ist ein Mechanismus, der Zensur, in welcher Form auch immer, gegenüberzustehen und sie auszuhebeln, und einen digital korrekten und unendlichen Bestand der Daten für die Rechte und die Geschichte der Menschen dieser Welt zu garantieren.

WikiLeaks versucht den instabilen Zustand der Medien, rechtlich und inhaltlich, vor allem was den investigaten Journalismus angeht, zu korrigieren, Quellen und ihre Materialen vor den Ansprüchen Dritter zu schützen, die Öffentlichkeit ohne Kompromiss zu informieren und eine globale informationsbasierte Allianz zu schaffen“.

Auch in Deutschland gab und gibt es „Zulieferer“ für „Wikileaks“.

Stück für Stück tauchten z. B. im November 2009 Seiten aus den geheimen Maut-Verträgen zwischen der Bundesregierung und dem Maut-Betreiber Toll Collect auf „Wikileaks“ auf. Aktuell veröffentlicht wurde am 24. Februar 2010 eine, von Bundeswirtschaftsminister Brüderle „in den Giftschrank“ verbannte Studie „über „Bedeutung von Wettbewerb im Bereich der privaten Krankenversicherungen vor dem Hintergrund der erwarteten demografischen Entwicklung“.
(Hier der Link zur Kurzfassung der Studie auf  Wikileaks zum Download)

Und für die nächsten Wochen werden die nächsten Aufreger schon angekündigt:

Wie die „SZ“ heute berichtet, kündigt Daniel Schmitt von „Wikileaks“ an, dass  in den nächsten Wochen ein Video aus Afghanistan veröffentlichen werde, dessen Inhalt dem des Irak-Videos ähnele. Auch bei der rechtsextremen NPD dürfte man derzeit unruhig schlafen: In den nächsten Wochen sollen 37.000 E-Mails der Partei online gehen.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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